„Der 2. Oktober 2023 war der Tag, an dem ich endgültig gemerkt habe, dass die Landesapothekerkammer Hessen nicht mehr hinter den öffentlichen Apotheken in Hessen steht und deren Interessen vertritt“, sagt Olaf Herde (48), Apothekeninhaber aus Lich – und lässt die für die große Mehrheit der hessischen Apothekerinnen und Apotheker bis heute skandalösen Vorgänge noch einmal Revue passieren. ABDA und DAV hatten damals zu einem heißen Herbst aufgerufen, zu einer Eskalation angesichts der sich abzeichnenden unsäglichen Apothekenreform, ruft er in Erinnerung.
„Wir in Hessen, der HAV gemeinsam mit zahlreichen Apothekenteams, griffen dies rechtzeitig zur Landtagswahl auf und haben gesagt, wir setzen das aus guten Gründen um. Doch dann zog unsere eigene Kammer nicht mit und drohte uns mit Ordnungswidrigkeitsverfahren. Unsere eigene Kammer ist ihrer Basis, die sie finanziert, in den Rücken gefallen“, zeigt sich Olaf Herde bis heute fassungslos. Der Protesttag fand trotzdem am 2. Oktober statt, war erfolgreich, schweißte die hessischen Apothekenteams weiter zusammen. Ein Ergebnis ist Liste 7 mit ihren 21 Kandidierenden sowie unzähligen Unterstützerinnen und Unterstützern in allen hessischen Regionen.
Bereits vor dem Herbst 2023 hatte Olaf Herde bereits zahlreiche Berührungspunkte mit der Kammer, die er als äußerst unangenehm und gegen die Mitgliederinteressen gerichtet empfand. Etwa als es um die Ausweitung der Notdienstkreise ging, es zähflüssigen E-Mail-Verkehr mit der Kammerspitze gab und erst die organisierte Intervention seitens der Apothekeninhaber bei der Landesregierung an der Kammer vorbei eine erste Veränderung brachte.
Olaf Herde zählte damals zu den Mitinitiatoren. Zu dieser Zeit fiel ihm auf, dass die Kammer E-Mails völlig offen an mehrere Empfänger gleichzeitig beantwortete. „Ich schüttelte damals mit dem Kopf, denn das war jedes Mal eine Einladung für jeden Wurm und jeden Trojaner“. Wenig später folgte dann der Hackerangriff auf die Kammer, der unter anderem die Webseite für Monate lahmlegte. „Seitdem treiben mich viele Fragen um. War der Hackerangriff selbst verschuldet? Inwieweit sind die Mitarbeiter im Umgang mit IT geschult? Wurden damals auch Mitgliederdaten und Daten des Versorgungswerkes abgegriffen? Falls ja, was ist mit diesen Daten passiert?“, fragt Olaf Herde. Antworten darauf habe die Kammer bis heute nicht gegeben.
Gemeinsam mit seinen Mitstreiterinnen und Mitstreitern der Liste 7 erarbeitete der 48-Jährige ein umfangreiches Maßnahmenprogramm für einen richtigen Neustart bei der Landesapothekerkammer. Künftig soll es eine sichere IT, entsprechende Mitarbeiterschulungen undeinen zeitgemäßen Internetauftritt geben: „Die heutige Kammerseite liest sich wie eine Behördenseite. Da ist alles blind“, kritisiert Olaf Herde. Zudem sollen die zuständigen Ansprechpartner mit ihren Kontaktdaten Einzug auf der Webseite halten, soll es einen FAQ-Bereich zu Themen wie E-Rezept, Notdienstkreise und zur Telematik-Infrastruktur geben.
So wie andere Kammern soll die hessische Landesapothekerkammer künftig auch in den sozialen Medien präsent sein. Und all das natürlich unter höchsten IT-Sicherheitsstandards. „Hier muss das Rad nicht neu erfunden werden, man kann bei einer komplexen aber modernen Internetseite gewiss auch mit anderen Kammern kooperieren und Synergieeffekte nutzen. Aber der generelle Wille muss vorhanden sein, uns Mitgliedern entsprechenden Service überhaupt bieten zu wollen. Und da komme ich bei der aktuellen Kammerspitze schon wieder ins zweifeln und frage mich, warum man acht Monate dafür braucht, um einen etablierten Online-Stellenmarkt wieder neu aufzulegen…“, sagt Olaf Herde abschließend.










